Hast Du Dir schon mal einen Kaffee to go geholt? Pro Stunde werden in Deutschland rund 320.000 Einweg-Becher für Heißgetränke verbraucht – pro Jahr sind das fast 3 Milliarden! Ganz schön viel Müll, der so entsteht. Als Lösung wurde ab dem 1. Januar 2023 die Mehrweg-Angebotspflicht eingeführt. Doch wie gut wurde sie in der Gastronomie umgesetzt und hat sich die Abfallmenge dadurch wirklich verringert? Wirf mit uns einen Blick auf die Zahlen und erfahr 3 Tipps für ein nachhaltigeres Gastgewerbe.
Hast Du das gewusst?
Vor 50 Jahren langten die vorhandenen Ressourcen unserer Erde für die Menschheit aus. Jetzt sieht das anders aus. Wir bräuchten nach dem heutigen Verbrauch 1,7 Erden. Oder anders gesagt: Im Jahr 2023 hatten wir am 2. August alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde in einem Jahr zur Verfügung stellt.
Betrachten wir einmal das Thema Müll:
- 237 kg Verpackungsmüll verbraucht eine Person in Deutschland im Schnitt pro Jahr
- 2017 fielen 346.419 Tonnen an Abfall für Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen an
- Von 1994 bis 2017 erhöhte sich die Abfallmenge um 44 %
- 20 % des achtlos weggeworfenen Mülls sind Take-away-Verpackungen
- Die Kosten für die Reinigung öffentlicher Straßen und Parks von Einwegplastik beträgt jährlich bis zu 434 Millionen Euro
Ein viel zu großer Teil der Verpackungen landet auf den Straßen oder in der Natur. Die Stadtreinigungen kommen somit kaum hinterher. Doch auch der Großteil des Abfalls, der in der Müllverbrennung oder im Recycling landet, ist eine Vergeudung der Ressourcen: Immerhin gibt es ja Mehrwegalternativen, wodurch das vermieden werden könnte.
Mehrwegpflicht 2023: Diese Regeln gelten für Dich
Von Restaurant und Bistros über Cafés, Kantinen, Tankstellen bis hin zu Supermärkten – für diese Betriebe gilt die Mehrwegpflicht. Was genau bedeutet das für Dich?
Neues Verpackungsgesetz seit dem 1. Januar 2023
Im Gastgewerbe müssen Getränke und Speisen zum Mitnehmen in Mehrwegbehältern angeboten werden. Das zählt für Unternehmen mit mehr als 5 Mitarbeitenden und einer Fläche von mehr als 80 qm. Kleinere Betriebe sollen trotzdem ermöglichen, mitgebrachte Behältnisse befüllen zu lassen. Durch die Mehrwegoption dürfen den Kunden keine zusätzlichen Kosten entstehen, es darf jedoch ein Pfand verlangt werden.
Durch diese neue Regelung sollen vor allem Einwegverpackungen aus Kunststoff ersetzt werden. Und hier haben wir schon die erste Schwierigkeit: Wer Verpackungen aus Papier oder Aluminium anbietet, kann das weiterhin tun. Dabei verbraucht die Herstellung von Alu enorm viele Ressourcen. Deshalb gibt es seit Juni 2023 sogar einen Gesetzesentwurf, in dem die Mehrweg-Angebotspflicht auf andere Materialien erweitert werden soll. Offiziell gilt es aber noch nicht.
Übrigens: Zusätzlich zur Mehrwegangebotspflicht gilt in Deutschland seit dem 3. Juli 2021 das Kunststoffverbot für Einwegartikel. Dazu gehören z. B. Strohhalme, Plastiktüten und Besteck. Doch auch hier ist statt Plastik beispielsweise Pappe erlaubt, was die Menge an Müll gleichbleiben lässt.
Ist der Verpackungsmüll nun weniger geworden?
Kurzgefasst: Leider nein. Laut Umfrage des BR-Politikmagazins Kontrovers berichten nur 4 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte in Bayern, dass sich der Verpackungsmüll durch die Mehrwegpflicht verringert hat. Stichproben bestätigen diese Aussage: Die wenigsten Gastronomien bieten überhaupt Mehrweg an.
Hauptgrund sei die sehr geringe Nachfrage durch Gäste. Diese hängt vor allem mit der erschwerten Rückgabe der Pfandbehälter zusammen. In der Regel können Mehrwegverpackungen nur in der Filiale zurückgegeben werden, in der sie gekauft wurden. Darauf haben die wenigsten Lust. Eine mögliche Lösung sind einheitliche Verpackungen, die man an vielen Orten zurückgeben kann – zum Beispiel im Pfandflaschenautomat in Supermärkten. Die Firma Sykell bietet bereits ein solches System an, jetzt müsste es nur noch stärker verbreitet werden.
„Zuerst wollten wir mit einem Einweg-Aufpreis Bewusstsein schaffen: Deshalb kosteten to go Getränke im Einwegbecher zusätzlich 20 Cent. Jetzt kehren wir dem Einwegbecher den Rücken! Seit März 2024 bieten wir unsere Getränke nur in Pfandbechern – und wer selbst einen Becher mitbringt, bekommt sogar 10 Cent Rabatt.”
— Tino Götz, Geschäftsführer bei Café Glocke
Und vor allem: Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung! Nur wenn Kunden und Gastronomen wissen, welche Möglichkeiten sie haben und wie sich ihre Entscheidungen auf die Welt auswirkt, können sich Dinge ändern.
Nachhaltigkeit in der Gastronomie: 3 einfache Tipps
Nachhaltigkeit und Geld sparen – das geht! Mit einfachen Maßnahmen schaffst Du Deckungsbeiträge statt Müllkosten und machst gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt.
- Frag aktiv nach: Braucht der Gast für seine to go Bestellung eine Tüte, oder hat er eine dabei? Sind Einwegbesteck und Servietten notwendig, oder werden die Speisen sowieso zuhause gegessen? Vieles wird gar nicht gebraucht.
- Resteverwertung: Aus Gemüseresten kannst Du z.B. eine leckere Brühe herstellen. Und übrig gebliebenes Brot lässt sich wunderbar in köstliche Croutons oder Knödel verwandeln. Werd kreativ!
- Nutz Too Good To Go: Gib am Tagesende übrige Lebensmittel vergünstigt weiter. Es müssen sogar keine Speisen von der Karte sein, auch Überproduktionen einer Zutat (z.B. Kartoffeln) oder Reste vom Frühstücksbuffet sind möglich.
Sicherlich fallen Dir noch mehr Ideen ein, mit denen Du im Betrieb die Abfallmenge senkst. Oder frag doch mal im Team nach: Bestimmt haben Deine Mitarbeitenden die ein oder andere Idee. So hast Du gleichzeitig die Möglichkeit, sie mit einzubinden und Prozesse zu optimieren.
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