Erinnerst Du Dich noch: Früher wurden Bewerbungsunterlagen postalisch versendet, Vorstellungsgespräche ausschließlich vor Ort geführt und dutzende Bewerber kämpften geradezu um die ausgeschriebene Stelle. Über die Jahre hat die Digitalisierung die Personalsuche revolutioniert und viele Prozesse verändert. Doch was zusätzlich passierte: Der Arbeitgebermarkt wandelte sich immer mehr zum Arbeitnehmermarkt. Was genau das bedeutet, wieso Arbeitskräfte aktuell so schwer zu finden sind und wie Du dennoch die idealen Talente für Dein Team findest – das erfährst Du in diesem Artikel.
Mein Name ist Alex und als Kind der Gastronomie werde ich die Themen Personalmangel und Personalsuche im Arbeitnehmermarkt allgemein und im Detail für das Gastgewerbe beleuchten.
Arbeitgebermarkt: Ein Blick in die Vergangenheit
Es ist gar nicht so lange her, als Stellenausschreibungen vorrangig in der Zeitung veröffentlicht wurden und Bewerber ihre Unterlagen auf dickem Papier in hochwertigen Mappen per Post verschickten. Erst ab Mitte der 2000er wurden die ersten Onlinebewerbungen per E-Mail akzeptiert. Allmählich folgten Netzwerke wie Xing und Facebook sowie Jobportale wie Indeed oder StepStone und brachten neue Möglichkeiten mit sich. Was damals aber ganz selbstverständlich war: Der Bewerberüberschuss – das bedeutet, viele Menschen haben sich auf eine einzige Stelle beworben und Unternehmen mussten für die Personalsuche verhältnismäßig wenig Aufwand betreiben.
Im Arbeitsmarkt hatten die Unternehmen ganz klar das Sagen, wodurch sich der Begriff Arbeitgebermarkt etablierte. Das große Angebot an Fachkräften und Jobsuchenden hat mehrere Folgen:
- Es ermöglicht den Arbeitgebern eine so gut wie freie Wahl bei der Stellenbesetzung.
- Das kann dazu führen, dass sich Unternehmen weniger Mühe bei der Personalsuche geben.
- Auch im laufenden Arbeitsverhältnis haben Arbeitnehmer schlechte Karten, da sie im Zweifel schneller gekündigt und ersetzt werden.
- Durch die schwierigen Jobchancen bleiben viele Mitarbeitende auch trotz Unzufriedenheit eher im Betrieb, da Jobwechsel schwierig sind.
- Es ermöglicht den Arbeitgebern eine so gut wie freie Wahl bei der Stellenbesetzung.
- Das kann dazu führen, dass sich Unternehmen weniger Mühe bei der Personalsuche geben.
- Auch im laufenden Arbeitsverhältnis haben Arbeitnehmer schlechte Karten, da sie im Zweifel schneller gekündigt und ersetzt werden.
- Durch die schwierigen Jobchancen bleiben viele Mitarbeitende auch trotz Unzufriedenheit eher im Betrieb, da Jobwechsel schwierig sind.
In vielen Fällen resultiert daraus eine grundsätzliche Unzufriedenheit bei den Angestellten. Sie müssen ständig fürchten, ihre Stelle zu verlieren und lassen sich auch unfaire Arbeitsbedingungen gefallen. Geringe Bezahlung, ineffiziente Arbeitsplanung und sogar Verstöße gegen das Arbeitsgesetz gehören schnell zum Alltag von Unternehmen, da sie gewissermaßen am längeren Hebel sitzen.
Gerade in der Gastronomie war das ein bekanntes Phänomen, was auf die gesamte Branche ein schlechtes Licht warf. Geringe Löhne, Nettolohnvereinbarungen und unbezahlte Überstunden gehörten vielerorts zur Normalität. Dazu kamen unregelmäßige Arbeitszeiten und die hohe Belastung.
Der Wandel zum Arbeitnehmermarkt
Unter anderem bedingt durch den demografischen Wandel veränderte sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren. Während immer mehr Beschäftigte in Rente gingen, kamen vergleichsweise weniger Neulinge nach. Das führt ganz grundsätzlich dazu, dass in allen Bereichen weniger potenzielle Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.
Folgen für den Arbeitsmarkt
Das Blatt hat sich also gewendet. Aktuell liegt eindeutig ein Arbeitnehmermarkt vor, an dem es mehr freie Stellen als Arbeitssuchende gibt. Arbeitnehmer können kritisch an die Jobsuche herangehen und bei Unzufriedenheit leichter ihren Job wechseln. Forderungen nach einer besseren Bezahlung und zusätzlichen Benefits können ebenfalls leichter gestellt werden. Für Dich bedeutet das vielleicht im ersten Moment einen höheren Aufwand bei der Personalsuche. Doch gleichzeitig hast Du die Chance, motivierte Mitarbeitende für Dich zu gewinnen, die mit Leidenschaft ihrer Arbeit nachgehen und Dir lange Zeit erhalten bleiben. Denn der Arbeitnehmermarkt brachte eine zweite Veränderung mit sich.
Änderung der Mentalität
Für Beschäftige rückte das Privatleben und eine ausgeglichene Work-Life-Balance immer stärker in den Vordergrund. Die meisten möchten einen sinnvollen Job, der sie erfüllt und ihren Werten entspricht. Das Geldverdienen steht nicht mehr allein im Vordergrund. Durch die zahlreichen offenen Stellen können sich Menschen ihren Job nun ziemlich frei nach ihren eigenen Kriterien aussuchen und bewerben sich bei Unternehmen, die zu ihren Wünschen passen: Mitsamt fairer Bezahlung, ausgeglichenen Arbeitszeiten und interessanten Aufgaben.
Einen ausführlichen Bericht über die Work-Life-Balance sowie fünf hilfreiche Maßnahmen findest Du übrigens in dem Blogartikel meiner wundervollen Kollegin Tina:
Personalmangel in der Gastronomie
Für bestimmte Branchen wie die Gastronomie kamen weitere Faktoren hinzu: Immer mehr Menschen studieren heutzutage und ziehen einen “entspannten Bürojob” beispielsweise einer Restaurantfachausbildung vor. Im Gastgewerbe arbeiten dementsprechend immer mehr Aushilfen, die die Stelle nur als kurze Zwischenstation neben ihrem Studium sehen.
Diese Situation wurde von der Corona-Pandemie noch weiter verschärft, als die meisten Beschäftigten im Gastgewerbe ihren Job verloren oder in Kurzarbeit mussten. Etwa ein Viertel der Arbeitskräfte in der Gastronomie waren vor Corona auf Minijobbasis eingestellt. Von ihnen wechselten mehr als die Hälfte in den Großhandel, die Verkehrsbranche, in Testzentren oder Lagerei-Berufe – und hatten dort plötzlich eine bessere Bezahlung, entspanntere Arbeitszeiten und vor allen Dingen einen sicheren Arbeitsplatz.
Für rund 80 % der Betriebe im Gastgewerbe ist der Fachkräftemangel ein Problem. Laut einer DEHOGA Befragung nannten Gastronomen mehrere Maßnahmen, die sie aufgrund des Arbeitskräftemangels getroffen haben: Rund die Hälfte passte ihre Speisekarte an, erhöhte die Bezahlung und führte zusätzliche Ruhetage ein. Das alles sind bereits richtige und gute Schritte, um zugleich das eigene Unternehmen und die Branche attraktiver zu gestalten. Schließlich hat ein Job in der Gastronomie so viel zu bieten:
„Ich habe das Arbeiten in der Gastronomie geliebt, da man immer neue Menschen kennen lernt und so auch neue Freundschaften schließen kann. Die Branche ist unfassbar vielseitig und als Mitarbeiter kannst Du Dir einen Betrieb aussuchen, der Deine Werte vertritt: Ob in einem Sterne-Restaurant oder an der Bar, für alle ist etwas dabei. Deine Kollegen werden zu Deiner Familie – nirgends habe ich einen Zusammenhalt erlebt, der so stark ist wie in dieser Branche.”
— Marie Mitterer, ehemalige Gastro-Mitarbeiterin & heute Sales Managerin bei e2n
Checkliste: Wie attraktiv ist Dein Betrieb?
Bei der Personalsuche geht es in erster Linie nicht um das Image Deiner Branche, sondern Deines Betriebs. Die besten und motiviertesten Mitarbeitenden findest Du dann, wenn Du ihnen einen vielversprechenden Arbeitsplatz bietest. Leistung gegen Bezahlung gehört längst der Vergangenheit an – wenn Du mehr als bloße Arbeit nach Vorschrift erwartest, musst Du Deinen Angestellten auch selbst mehr bieten. Die zwei Schlüsselaspekte dafür sind ein angenehmes Arbeitsumfeld und eine transparente Kommunikation.
Nutze meine Checkliste und prüfe im Handumdrehen, ob Du für potenzielle Bewerber interessant bist oder an welchen Stellen Optimierungsbedarf vorliegt. So wird die Suche auch im Arbeitnehmermarkt zum Erfolg!
Arbeitsumfeld
- Biete ich moderate Arbeitszeiten?
- Gibt es feste Ruhetage?
- Biete ich meinen Mitarbeitenden ein Arbeitsklima, in dem sie sich wohlfühlen?
- Ist eine gute Work-Life-Balance gegeben?
- Biete ich weitere Benefits, um als Arbeitgeber lukrativer zu sein?
- Sind Weiterbildungen oder Trainingsprogramme geboten?
- Schaffe ich Aufstiegsmöglichkeiten?
- Habe ich eine gute Mitarbeiterführung?
- Wird die Arbeit ausreichend vergütet?
- Habe ich einen guten Onboarding-Prozess?
- Werden Arbeitstage und Schichten fair auf Mitarbeitende verteilt?
- Gibt es interne Events zur Stärkung des Teamgeistes?
Kommunikation
- Wertschätze ich die Arbeit meiner Mitarbeitenden?
- Habe ich eine gute Feedbackkultur und führe regelmäßige Gespräche?
- Beziehe ich Mitarbeitende in Prozesse mit ein?
- Sind Prozesse und Strukturen transparent?
- Sind Entscheidungsprozesse nachvollziehbar?
- Erleichtere ich Mitarbeitenden die Planung durch rechtzeitige Ankündigungen?
- Können Mitarbeitende Verfügbarkeiten und Freiwünsche angeben?
- Wird die Lohnabrechnung digital zur Verfügung gestellt?
- Stelle ich alle für die Mitarbeitenden relevante Informationen transparent zur Verfügung?
- Habe ich transparente Arbeitszeitmodelle?
Es gibt viele weitere Hebel, wie Du Deinen Betrieb attraktiver gestalten kannst. Wichtig ist, dass Du alles stetig reflektierst, um Dich neuen Arbeitsmarktsituationen anzupassen. Denn wer zehn oder zwanzig Jahre das Gleiche macht, wird früher oder später Schwierigkeiten haben, gutes und motiviertes Personal zu finden. Nutze die Möglichkeit, Dich mit den richtigen Maßnahmen von Mitbewerbern abzuheben und auch im Arbeitnehmermarkt vielversprechende Talente anzulocken.
Du hast Fragen zur Checkliste oder hättest gerne weiteren Input? Auch wenn Du aktuell kein e2n Kunde bist, können wir gerne ganz unverbindlich über die Themen sprechen – melde Dich einfach bei mir. Ich freue mich auf den Austausch!
Alex Beraja
Tipps zur Personalgewinnung
Dein Unternehmensimage glänzt bereits und Du möchtest jetzt mit der Mitarbeitersuche durchstarten? Dann ist unser Blogartikel genau das Richtige für Dich: Hier findest Du ganz konkrete Tipps, wie Du online neue Talente für Dein Team gewinnst. Wir zeigen Dir im Detail, welche Einstellungen Du auf Social Media treffen solltest und wie Du mit lokalen Gruppen mehr Menschen erreichst.